How can the critique of the museum have consequences in the museum?
Das war der Titel einer Tagung zum 20-Jahr-Jubiläum von /ecm an der Angewandten in Wien. In ihrem einleitenden Vortrag beschäftigte sich Nora Sternfeld mit der gar nicht trivialen Frage, wie aus den Lehren der Kritischen Theorie und der Institutionenkritik unter den gegebenen strukturellen wie historischen Voraussetzungen überhaupt gelebte kritische Praxis werden kann.
Eine mögliche Antwort lieferte Charles Esche, der Direktor des van Abbe Museum in Eindhoven: Mit dem character sketch stellt er eine Methode vor, um Bedeutungen, die einem Museum eingeschrieben sind, möglichst umfassend und pragmatisch aufzuschreiben – um sich ihnen dann umso direkter zu stellen.
Was das praktisch heißt, hat er an seiner eigenen Institution gezeigt: Wenn ein niederländisches Museum 1936 von einem Tabakfabrikanten gegründet wurde, muss klar sein, dass das Geld dafür auf indonesischen Plantagen unter Ausnützung sklavenähnlicher Arbeitsbedingungen verdient wurde. Oder: Was hat es zu bedeuten, wenn die beiden Direktoren aus der Zeit der NS-Okkupation in der offiziellen Geschichte des Museums lange Zeit nicht einmal erwähnt wurden?
Damit das Museum einen wertvollen Beitrag zu unserer heutigen Gesellschaft leisten kann, muss es sich auch mit dem Damals und den vollkommen anders gelagerten Werten auseinandersetzen. Esche fordert dazu eine über die Dekolonialisierung hinausgehende Entmodernisierung, also eine Abkehr von der weißen Deutungshoheit und einem nur funktionellen und gewollten Aspekten verhaftenden Denkens.
In der Organisationsentwicklung könnte als nächster Schritt die bewussten Internalisierung dessen stehen, was im character sketch benannt wurde. Eine Methode aus einer kritisch systemischen Praxis könnte hier eine Organisationsaufstellung sein, bei der all das Gefundene mitberücksichtigt wird.
Mich würde interessieren welche „weißen Flecken“ euch beschäftigen und ob ihr bereits Erfahrungen mit Systemischer Aufstellungsarbeit habt.